Die Wasserversorgung in Trohe

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Ein glühend heißer Sommertag Ende Juli 2003. 33 Grad zeigt das Thermometer. Nachts bleibt es unangenehm warm. Es herrscht Trockenheit. Der über viele Wochen fehlende ergiebige Regen lässt die Pegelstände der Flüsse sinken und auch die Wieseck führt Niedrigwasser.

Etwas Gartenarbeit und ein Stück Rasen mähen beenden den späten Nachmittag. Geschwitzt und durstig gehe ich ins Haus. Jetzt ein Glas Wasser aus der Leitung und das erfrischende Bad - wie angenehm und selbstverständlich ist dies für uns heute. Es stellt sich die Frage: Seit wann haben wir in unserem schönen Heimatort eine sichere und ausreichende Trinkwasserversorgung und welche Versorgungswege nutzten die Bewohner in früheren Jahrhunderten?

trohe_wasser.jpg Bei der Lage von Trohe im Tal der Wieseck ist anzunehmen, dass die beiden Burgen und die später in deren Umfeld entstandenen Ansiedlungen durch nicht allzu tiefe Brunnen genügend Wasser vorfanden, während das Vieh aus der Wieseck getränkt wurde. Folgende Brunnenstandorte sind uns überliefert:
1. Im Unterdorf, beim Anwesen der Familie Staubach, Zur Mühle 1
2. Im Oberdorf, vor dem Anwesen der Familie Patzel, Mühlweg 10
3. Beim ehemaligen Backhaus zwischen den Grundstücken Mühlweg 4 und 6. Heute befindet sich dort eine schön gepflegte kleine Anlage. Dieser Brunnen wurde wohl nur beim Backvorgang benutzt.

Die Begriffe Ober - und Unterdorf sind heute nicht mehr bekannt. Die Trennung war an der Einmündung der Rödgener Strasse in den Mühlweg und in die Kurt-Schumacher-Strasse.

Um das Jahr 1895 reifte die Idee einer zentralen Wasserversorgung. Zur Verwirklichung dieses Vorhabens war es wegen des fehlenden Gefälles notwendig, die eigene Gemarkung zu verlassen. Durch eine Vereinbarung mit der Nachbargemeinde Alten-Buseck kam es nach 1900 zur Quellfassung in deren Gemarkung und zum Bau von 2 Kammern zwecks Bevorratung. Das Gelände befindet sich westlich des Pappelweges in halber Höhe Richtung Alten-Buseck. Für uns ist es heute kaum vorstellbar, dass sämtliche Erdarbeiten von Hand ausgeführt werden mussten. Hierbei sollen auch Fachkräfte aus Italien mitgewirkt haben. Die Fertigstellung und Einweihung der neuen Anlage wurde im Jahre 1904 vollzogen. Welch ein
bedeutender Fortschritt vom Brunnen zum häuslichen Wasserhahn!
Dieser Wasserhahn - im Regelfall gab es nur einen im Haus - befand sich dort, wo das  meiste Wasser gebraucht wurde, nämlich in der Küche. Ein Absperrventil mit Entleerungsmöglichkeit war im Keller eingebaut. An dieser Situation änderte auch der Neubau von etwas 10 Häusern nach dem ersten Weltkrieg wenig. Die Brunnen des Wasserwerkes lieferten ausreichend gutes Wasser, um die damals etwa 180 Einwohner zu versorgen. Da es keine Wasseruhren gab, sind uns Verbrauchsmengen aus den ersten 50 Jahren nicht bekannt.


trohe_wasserquelle.jpg

Nach 1945 mit dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Aufnahme vieler Heimatvertriebener und Flüchtlinge ergab sich in Trohe ein völlig verändertes Bild. Die Einwohnerzahl wuchs auf über 400 und es kam zu erheblichen Engpässen in der Wasserversorgung. Besonders in regenarmen Sommermonaten reichte das geförderte

Wasser nicht aus, so dass zuerst in den höher gelegen Häusern und später auch in den darunter liegenden gar kein Wasser mehr aus dem Hahn kam. Außerdem ergaben bessere Untersuchungsmethoden erhebliche Mängel in der Wasserqualität.
Diese Umstände und der Bau der großen Wasserleitung durch den Wasserverband Mittelhessen von Stadt Allendorf nach Giessen führten zum Beschluss des Gemeinderates, dass unser Ort sich anschließt. 1958 war es soweit. Grosse technische Probleme gab es durch die Nähe der Hauptleitung - nur wenige hundert Meter westlich vom Ort - nicht. Mit dem Anschluss ging der Einbau von Wasserzählern einher. Nun war die verbrauchte Wassermenge genau messbar und eine exakte Gebührenberechnung möglich.
Nachdem Trohe im Jahre 1962 kanalisiert wurde, stand der Einrichtung von Bädern, modernen Toiletten und dem Gebrauch von Waschmaschinen nichts mehr im Wege. Heute ist es für alle Bewohner selbstverständlich, ausreichend Trinkwasser in bester Qualität verfügbar zu haben. Gerade in den heißen und trockenen Wochen dieses Sommers sind wir hierfür besonders dankbar.
Unser altes Wasserwerk liefert heute noch eine bescheidene Menge Brauchwasser und da die Leitung bis zum Sportplatz intakt ist, kann hiermit die Rasenfläche teilweise bewässert werden.

Dank sage ich unseren beiden Altbürgermeistern Ernst Rau und Albert Panzer für ihre freundliche Unterstützung.

Text von Philipp Rühl
Erstveröffentlichung im Busecker Geschichtsbrief 2/2003, S. 2f

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